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1.6 Ziel der Arbeit

Die Struktur der elf Paare von Polytänchromosomen aus dem Suspensor von Phaseolus coccineus stand seit ihrer Entdeckung bereits in zahlreichen Untersuchungen im Vordergrund. Ein wichtiger Schritt war dabei die Erstellung eines vorläufigen Idiogramms (Nagl 1967), das den Grundstein für viele cytogenetische Arbeiten zur Struktur dieser Chromosomen legte. Die Variabilität in der Ausprägung der chromosomenspezifischen Merkmale (Verteilungsmuster von Eu-, Heterochromatin und "Querscheiben", sowie die Chromosomenlänge) behinderte allerdings weitgehend eine eindeutige Identifizierung einzelner Polytänchromosomen oder ließ zumindest Zweifel an ihrer Richtigkeit aufkommen.

Ziel dieser Arbeit war es daher, einen anderen Weg bei der Charakterisierung der Polytänchromosomen einzuschlagen, der eine verläßlichere Identifizierung jedes einzelnen Chromosoms ermöglichen sollte. Das centromerische Heterochromatin erschien dafür als Merkmal besonders geeignet. Es tritt einerseits vergleichsweise konstant auf, und einzelne Markierungs- und Bänderungsergebnisse gaben Hinweise darauf, daß dieser Bereich eine differentielle, möglicherweise chromosomenspezifische Strukturierung besitzt. Zudem sollte die Charakterisierung der Polytänchromosomen auch eine Identifizierung an Präparaten ermöglichen, die für die FISH verwendet wurden, um Loci von Genen und anderen DNA-Sequenzen kartieren zu können. Als erste sollten die Loci der Gene der ribosomalen 18S-5,8S-25S RNA und des Hauptspeicherproteins Phaseolin neu bestimmt und in eine cytogenetische Karte eingetragen werden.

Erstmals sollte im Rahmen dieser Arbeit das Vorkommen von Mikro- und Minisatelliten auf Chromosomen von Phaseolus durch FISH untersucht werden. Dabei sollte ihrer Verteilung in Eu- und Heterochromatin analysiert und ihre Loci kartiert werden. Außerdem sollte geprüft werden, ob sich die Polytänchromosomen alternativ zur morphologischen Klassifizierung anhand des Hybridisierungsmusters eines Mikrosatelliten-Motivs oder eines Minisatelliten identifizieren lassen.

Die Verteilung der Telomer-Sequenz von Arabidopsis thaliana bei Polytänchromosomen von Phaseolus coccineus war noch nicht bekannt und sollte in diese Untersuchung mit einbezogen werden.


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